Radschlossgewehr



Radschlossgewehr


Inventar Nr.: KP NT 107
Bezeichnung: Radschlossgewehr
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung: nach 1610
Objektgruppe: Feuerwaffen und Zubehör
Geogr. Bezug: Frankreich
Material / Technik: Holz, Stahl
Maße: 143,5 cm (Länge)
18 cm (Höhe)
6,5 cm (Tiefe)


Katalogtext:
Das Jagdgewehr mit französischen Radschloss besticht durch seinen schlanken, gestreckten Schaft und das zurückgenommene, elegante Dekor. Allein auf der Gegenschlossseite ziert als größeres Dekorelement eine dezent gearbeitete Rosette den Schaft. Auch Lauf, Schloss und Abzugsbügel präsentieren sich frei von ornamentalen Verzierungen.
Die Zündung beim Radschloss erfolgt durch ein federgetriebenes Metallrad, das, vergleichbar dem Mechanismus eines Benzinfeuerzeuges, nach Betätigung des Abzuges in Rotation versetzt wird und an dem im Hahn eingespannten Schwefelkies (Pyrit) Funken schlägt. Diese entzünden das Pulver in der Pfanne. Durch ein seitlich in den Lauf gebohrtes Loch, das sogenannte Zündloch, setzt die so entstehende Stichflamme die Treibladung im inneren des Laufes in Brand. Durch den sich explosionsartig ausbreitenden Druck wird die Ladung aus dem Lauf getrieben. Die Waffe ist abgefeuert.
In die Regierungszeit Landgraf Moritz‘ von Hessen-Kassel (1572˗1632, reg. 1592˗1627) zu datieren, fehlen Archivalien, die diese Waffe im Besitz des hessischen Herrschers sicher belegen könnten. Doch unterhielt der Landgraf vielfältige politische und kulturelle Beziehungen nach Frankreich. So zählte der französische König Heinrich IV. bis zu seiner Ermordung im Mai 1610 zu den wichtigsten Verbündeten Moritz‘ des Gelehrten, der im Jahr 1602 sogar ein Reise nach Frankreich unternahm, während derer es zu mehreren Treffen zwischen beiden Herrschern kam.

Stefanie Cossalter-Dallmann (11.5.2017)



Literatur:
  • Moritz der Gelehrte. Ein Renaissancefürst in Europa [Begleitpublikation aus Anlass der Ausstellung in Lemgo, Weserrenaissance-Museum Schloß Brake, 19. Oktober 1997 - 1. Februar 1998, Kassel, Staatliche Museen Kassel, Orangerie, 6. März 1998 - 31. Mai. Eurasburg 1997, S. 86, Kat.Nr. 108.
  • Höfische Jagd in Hessen. Ereignis, Privileg, Vergnügen. Katalog zur Ausstellung. Museum Schloss Fasanerie, 13. Juni 2017 - 05. November 2017. Museum Jagdschloss Kranichstein [...]. Hessisches Landesmuseum, 27. September 2019 - 12. Januar 2020. Petersberg 2017, S. 22 f., Kat.Nr. I.8.


Letzte Aktualisierung: 07.03.2023



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