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Kasseler Müllerbüchse



Kasseler Müllerbüchse


Inventar Nr.: KP 1950/27
Bezeichnung: Kasseler Müllerbüchse
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung: um 1680
Objektgruppe: Feuerwaffen und Zubehör
Geogr. Bezug: Hessen
Material / Technik: Holz, Stahl, Messing
Maße: 112 cm (Länge)
24,5 cm (Breite)
8,8 cm (Tiefe)


Katalogtext:
Hessische "Müllerbüchsen" sind eine Besonderheit in der Region der alten Landgrafschaft Hessen-Kassel. Seit dem 17. Jahrhundert waren sie für besonders treffsicherer Läufe berühmt. Die in dieser Weise bezeichneten Radschlossbüchsen besaßen ursprünglich einen gezogenen Lauf mit 7 bis 8 Zügen auf 3/4 Drall. Ihre "Erfindung" wird namensgeben mit Jost Lagemann (1606-1666/86) aus Vollmarshausen in Verbindung gebracht, der Sohn eines Müllers oder aber im Nebenerwerb selbst Müller gewesen ist. Das technische Raffinement der Waffen wurde so mit einem sehr bodenständigen Namen versehen. Zudem verband sich im Laufe der Zeit mit diesen Waffen die Vorstellung einer bestimmten Schaftform, die sich durch einen gedrungenen Kolben französischer Grundform mit einer absteigenden Kammlinie auszeichnet. Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist das gewölbte Schlossblech, das am Ende aus zwei parallel verlaufenden Kanten zu einer Spitze zusammenläuft. Bei dem hier vorgestellten Gewehr ist das Rad des Zündmechanismus in charakteristischer Weise hinter der mit Blech geschmiedeten, messingfarbenen Kapsel verdeckt. Der Typus der Müllerbüchsen verbreitete sich bald in ganz Deutschland. Mit der Thronbesteigung des Landgrafen Friedrich von Hessen-Kassel als König von Schweden (1720) findet diese Bauweise auch dort bald Nachahmer, die nun zunehmend auch mit der fortschrittlicheren Technik des Steinschlosses arbeiten.
Die aus dem Kunsthandel in die Sammlung Angewandte Kunst der Museumslandschaft Hessen Kassel gelangte Radschlossbüchse stellt eine außerordentlich schwere Vertreterin dieser Gattung dar. Das großkalibrige Gewehr, das zur Hochwildjagd diente, weist trotz seiner allgemein schlichten Ausführung im Bereich des Hahns eine verzierende Bearbeitung des Waffenstahls auf. Es handelt sich bei diesem Stück jedoch um ein verlässlich und präzise arbeitendes Gebrauchsgerät, das auf unnötigen Dekor verzichtet.

Thomas Richter (11.5.2017)



Literatur:
  • Paltussowa, I. N. [Bearb.]: Höfische Jagd. Aus Sammlungen des Staatlichen Historischen Museums [...] der Staatlichen Museen Kassel. Moskau 2002, S. 41, 47, Kat.Nr. 28.
  • Höfische Jagd in Hessen. Ereignis, Privileg, Vergnügen. Katalog zur Ausstellung. Museum Schloss Fasanerie, 13. Juni 2017 - 05. November 2017. Museum Jagdschloss Kranichstein [...]. Hessisches Landesmuseum, 27. September 2019 - 12. Januar 2020. Petersberg 2017, S. 88 f., Kat.Nr. IV.11.


Letzte Aktualisierung: 02.05.2023



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