Waidpraxe mit Monogramm Landgraf Carl



Waidpraxe mit Monogramm Landgraf Carl


Inventar Nr.: KP 1960/17
Bezeichnung: Waidpraxe mit Monogramm Landgraf Carl
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung: Ende 17. Jh.
Objektgruppe: Blankwaffen
Geogr. Bezug: Hessen
Material / Technik: Stahl mit Eisenschnitt, Geweih, Leder
Maße: 51,2 x 12,5 x 6,7 cm (Objektmaß)
Waidpraxe 48,2 x 8,9 x 6,5 cm (Objektmaß)
Grifflänge 12 cm (Länge)
Scheide 36,5 x 11 x 4,7 cm (Objektmaß)
Beschriftungen: V.G.G.C.L.Z.H.F.Z.H.G.Z.D.Z.N


Katalogtext:
Die Waidpraxe war einst Teil eines Waidbestecks, doch haben sich die dazugehörigen Besteckteile, bestehend aus verschiedenen Messern, einer Gabel, einem Pfriem und/oder einer Netznadel, nicht erhalten. Die auch als Waidblatt oder Waidmesser bezeichnete Praxe diente als Hiebwerkzeug dem Abschlagen des Geweihs oder Gehörns, dem Zertrennen der Knochen und dem Zerlegen des Wildbrets. Während des sich an die Jagd anschließenden Mahls wurde die Praxe zudem als Vorlegemesser verwendet, und mit der flachen Klinge wurden auch die "Pfunde" gegeben, ritualisierte Schläge auf das Gesäß als Strafe für Verstöße gegen Jagdregeln und Jägersprache.
Das Waidblatt ist entsprechend seiner Verwendung massiv gearbeitet, mit einer breiten Kehle entlang des Rückens. Das Heft der Praxe besteht aus Geweihschalen, die mit Ziernieten an der Angel befestigten sind. Die Parierstange schließt mit einem stilisierten Tierkopf ab. Die aufwendig gearbeitete Scheide des Weidmessers trägt drei auf den eisernen Rahmen genietete Reliefs, die in chronologischer Reihenfolge verschiedenen Szenen einer Hirschjagd zeigen. Das obere als Eisenschnitt gearbeitete Relief, hinter dem ursprünglich die nun fehlenden Besteckteile aufbewahrt wurden, zeigt einem im Wald ruhenden Hirsch. Darüber ist das Monogramm Landgraf Carls angebracht, das die Praxe als unmittelbar aus dem Besitz des Landgrafen stammend ausweist: „V[on].G[ottes].G[naden].C[arl].L[andgraf].Z[u].H[essen].F[ürst].Z[u].H[ersfeld].G[raf].Z[u].D[ietz].Z[iegenhain].N[idda]“. Auf dem mittleren Relief nimmt ein sogenannter Besuchsknecht mit Hilfe eines Hundes die Fährte des Hirsches auf. Das untere und letzte Relief zeigt das Aufbrechen des erlegten Hirsches und veranschaulicht dabei eindrücklich die Funktion der Waidpraxe.

Stefanie Cossalter-Dallmann (11.5.2017)



Literatur:
  • Paltussowa, I. N. [Bearb.]: Höfische Jagd. Aus Sammlungen des Staatlichen Historischen Museums [...] der Staatlichen Museen Kassel. Moskau 2002, S. 41, Kat.Nr. 27.
  • Horn, Julia: Jagd und Repräsentation am Hofe der Landgrafen von Hessen-Kassel im 17. Jahrhundert. In: Museumslandschaft Hessen Kassel [Hrsg.]; Küster, Bernd [Hrsg.]: Jahrbuch 2015 MHK (2016), S, S. 127.
  • Höfische Jagd in Hessen. Ereignis, Privileg, Vergnügen. Katalog zur Ausstellung. Museum Schloss Fasanerie, 13. Juni 2017 - 05. November 2017. Museum Jagdschloss Kranichstein [...]. Hessisches Landesmuseum, 27. September 2019 - 12. Januar 2020. Petersberg 2017, S. 62 f., Kat.Nr. III.1.


Letzte Aktualisierung: 22.06.2023



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum